Ein Artikel aus der BaZ vom 18.1.2022 von Daniel Aenishänslin
Foto: Kostas Maros
«Andere gehen ins Kino, und ich gehe halt an eine Sitzung», sagt Pascale Meschberger (SP). Politische Teilnahme beschreibt sie viel mehr als Passion denn als Kampf und Krampf. Eine Art Hobby eben. Meschberger wird im Mai den Sitz von Parteikollegin Regula Nebiker im Liestaler Stadtrat erben. Sie ist die einzige Kandidatin, die zur Wahl antritt.
Meschberger ist Liestaler Bürgerin, wuchs mit drei Schwestern jedoch in einer politisch sehr engagierten Birsfelder Familie auf. Vater Peter war 16 Jahre Gemeindepräsident, Mutter Regula ist Teil des aktuellen Gemeinderats und Präsidentin des Verbands Basellandschaftlicher Gemeinden. Beide Eltern waren Landratsmitglieder. Mit Schwester Dominique sitzt Pascale Meschberger im Liestaler Einwohnerrat. Alle sind sie Sozialdemokratinnen und -demokraten.
«Politische Gespräche gehörten zu unserem Alltag», erzählt die 47-Jährige, «das löste in mir schon früh das Gefühl aus, ich müsse für Gerechtigkeit kämpfen.» Aus diesem Grund habe sie gar damit geliebäugelt, Juristin zu werden. Desillusioniert sagt sie nun: «Dann merkte ich, dass Recht und Gerechtigkeit nicht unbedingt dasselbe sind.» Sie arbeitet heute als Oberärztin und Chirurgin am Kantonsspital Liestal. In einem Beruf, in dem eher Bürgerliche dominieren.
Sie markiert Präsenz
Meschberger ist viel beschäftigt. Neben ihrer Arbeit als Chirurgin und ihrem Engagement als Einwohnerrätin ist sie Co-Präsidentin der Liestaler SP. Ein Amt, das sie abgeben wird. Nicht abgeben wird sie ihren Landratssitz. «Ich bin gut organisiert.» Die Zeit reicht für ein Treffen mit dieser Zeitung am Prattler Bahnhof. Gleich nach der Landratssitzung. Danach gehts für Pascale Meschberger schon wieder weiter zum nächsten Termin.
Für die SP habe sie sich nicht entschieden, weil bereits ihre Eltern Mitglieder waren. Sie sei mit 18 dieser Partei beigetreten, «weil ich überzeugt war, die Politik, die meine Eltern vertreten, macht Sinn». Und nicht zuletzt habe die ihr so wichtige Gerechtigkeit eine Rolle gespielt. Es sei ihr ein Anliegen, dass Armutsbetroffene unterstützt würden, jeder seinen Platz in der Gesellschaft finden könne. Auch dass eine lebenswerte Umwelt erhalten werde.
«Wenn das Geld wichtiger ist als die Menschen, macht mich das richtig wütend.»
Pascale Meschberger, SP-Stadtratskandidatin
Natürlich gebe es Dinge, die sie wütend machten. «Das Wort Eigenverantwortung bringt mich immer gleich auf die Palme», erklärt Meschberger, «für mich ist es ein Euphemismus für Egoismus.» Sie störe sich vor allem an einem Gegenüber, dem es nur ums Geld gehe. Selbstverständlich gelte es, die Finanzen im Auge zu behalten. Und selbstverständlich solle die Politik dafür sorgen, dass es der Wirtschaft gut gehe. «Aber wenn das Geld wichtiger ist als die Menschen, macht mich das richtig wütend.»
Pascale Meschberger, die ihr Pensum als Ärztin etwas zurückfahren möchte, kann auch mal abschalten. Zumindest behauptet sie das. Am liebsten mit einem Krimi, in dem es nicht «zu gewalttätig» zugeht. Bis in die 1990er-Jahre habe dies die Fernsehserie «Derrick» geleistet, durch die der gleichnamige Münchner Oberinspektor schnüffelte. Heute treffe Donna Leon mit ihrer Brunetti-Reihe ihren Geschmack ganz gut. Genauso nach ihrem Gusto seien mediterrane und exotische Gerichte. «In ein gutes Restaurant essen gehen, das mag ich», verrät Meschberger. Sie, selbst kinderlos, verbringe auch gerne Zeit im Kreis ihrer Grossfamilie.
Meist auf Parteilinie
Was sie im Stadtrat als Erstes anpacken wolle, könne sie erst sagen, wenn sie wisse, welches Departement sie im Stadtrat übernehmen dürfe. Den grössten Handlungsbedarf sieht Pascale Meschberger grundsätzlich in Liestals Finanzbereich. Als Einwohnerrätin hat sie sich darüber bereits Gedanken gemacht. «Wir brauchen nachhaltige Einnahmen auf lange Frist», sagt sie, «wenn möglich soll die Stadt Grundstücke erwerben, um langfristig von Baurechtszinsen zu profitieren.»
Meschberger politisiert im Land- und Einwohnerrat meist auf Parteilinie. Sie, die von sich sagt, sie könne sich nicht verstellen und sei ungeduldig, nennt sich im gleichen Atemzug «pragmatisch». Merke sie, «dass wir uns verrennen, bin ich für einen Kompromiss zu haben».
Der Start in die Liestaler Exekutive flösse ihr durchaus «Respekt» ein, sagt Pascale Meschberger. Da sei es bestimmt hilfreich, einem funktionierenden und guten Team beitreten zu können. Diesen Einstieg erleichtern wird ihr sicher die Tatsache, dass es an den Liestaler Einwohnerratssitzungen sehr gesittet zugeht. Verbale Prügeleien finden dort keine statt. Es wird also nicht auf die Frau gespielt werden. Was wartet, ist eine Menge Arbeit. Doch organisiert arbeiten kann sie. Das hat Pascale Meschberger bereits bewiesen.