Weshalb ein Ja zur Ehe für alle wichtig ist, gleichgeschlechtliche Liebe natürlich ist, unsere Welt bunt ist und heterosexuellen Ehepaaren nichts weggenommen wird: Im Dezember 2020 hat das Schweizer Parlament mit grosser Mehrheit entschieden die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Rund 61000 Gegner:innen haben das Referendum dagegen ergriffen weshalb wir am 26.09.2021 nun über die Vorlage abstimmen werden. Das Volksmehr entscheidet nun ob gleichgeschlechtliche Paare in Zukunft heiraten dürfen und sie entscheiden über die rechtliche Absicherung ihrer Kinder.
Bei der vorliegenden Abstimmung bestimmt die stimmberechtigte Bevölkerung der Schweiz über die Gleichbehandlung von bereits bestehenden Beziehungen ab. Wir stimmen darüber ab ob alle die wollen auch die Ehe schliessen dürfen und anders als in einer eingetragenen Partnerschaft rechtlich genauso abgesichert sind wie heterosexuelle Paare in einer Ehe. Homo- und bisexuelle1 Beziehungen sind gesellschaftliche Realität. In der Schweiz wachsen bereits heute Kinder mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen auf. Wir leben bereits eine Vielfalt an Familienmodellen. So wachsen Kinder bei alleinerziehenden Elternteilen, in Patchworkfamilien, bei homo- und bisexuellen Paaren, bei Mama und Papa, bei Grosseltern, in Pflegefamilien, bei Adoptiveltern – und in noch so viel mehr möglichen Familienkonstellationen – auf. Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Familienform entscheidet dabei nicht wie sicher dieser Hafen für Kinder ist. Entscheidend für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist die Liebe, Zuwendung und Fürsorge sowie tragende Beziehungen und verlässliche Bezugspersonen. Kindern ist das Geschlecht dabei gänzlich gleichgültig.
Und auch wenn manche nur die Beziehung zwischen Mann und Frau als natürlich betrachten ist es für das Gesetz nicht relevant was in früheren gesellschaftlichen Konventionen galt noch was Götter dazu sagen, entscheidend ist das was in unseren Gesetzen steht. Und in der Schweiz gilt: «Das Recht auf Ehe und Familie ist gewährleistet » (Art. 14 BV). Es geht also nun darum Gleichberechtigung von gleichgeschlechtlichen Paaren mit heterosexuellen Paaren zu schaffen.
Für den rechtlichen Schutz von ohnehin schon bestehenden Beziehungen und Regenbogenfamilien können also weder die «Natürlichkeit» noch «Gott» oder die persönliche Einstellung zur Ehe – oder was sonst noch so versucht wird entgegenzuhalten – als Argumente gegen die Ehe für alle gezählt werden. Sondern einzig die gesetzliche wie auch gesellschaftliche Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung aller Menschen ist das, was wirklich zählt.
Wir können also festhalten: Wir leben bereits in einer Gesellschaft, bunt wie ein Regenbogen und es wird kein Rad neu erfunden. Heterosexuellen Paaren wird auch kein Recht abgesprochen, NIEMAND verliert etwas. Wer will darf weiter heiraten, die Ehe ist keine endende Ressource. Und wir als Gesellschaft gewinnen sogar noch dazu, setzen ein Zeichen der Akzeptanz, bauen Stigmatisierung ab und sorgen dabei noch für eine bessere, rechtliche Absicherung aller Familien. Was wollen wir mehr? Mir fällt dazu nur etwas ein: Eine hohe Stimmbeteiligung und ein klares JA am 26.09.2021, denn Liebe ist Liebe, ist Liebe, ist Liebe, ist Liebe …
Séverine Salathe