Der Regierungsrat hat eine Strategie zur Verhinderung und Bekämpfung von Armut im Kanton Basel-Landschaft erarbeiten lassen. Ein Schritt in Richtung «professionellem und koordiniertem Vorgehen gegen Armut» ist getan. Wie erwartet stärkt der Bericht des Kantons die Politik der Sozialdemokratinnen. Das vielgelobte Wirtschaftswachstum spielt unserer Gesellschaft nur so lange in die Hände, als uns soziale Ungleichheit und Armut nicht über den Kopf wachsen.

Definition von Armut

Der indische Nobelpreisträger Zen wird häufig zitiert. Sein Ansatz beschreibt Menschen mit wenig Wahlfreiheiten in der Lebensgestaltung bezüglich Berufswahl, Freizeitgestaltung und sozialen Kontakten. Die politisch-gesetzliche Diskussion begrenzt sich häufig auf finanzielle Kriterien. Schlussendlich sind die beiden Ansätze ineinander verwoben. Ohne finanzielle Mittel ist die Freiheit der Lebensgestaltung nun einmal eingeschränkt.

Die Armutsstrategie definiert fünf Handlungsfelder

1. Bildungschancen

Wenn in einer Familie weder finanzielle Mittel noch die Zeit für elterliche Unterstützung zur Verfügung stehen, ist das ein grosser Nachteil. Hier kommen staatliche und private Institutionen zum Einsatz. Das Familienzentrum Liestal leistet einen grossen Beitrag mit Familientreffs, Kursangeboten und Beratung. Für die schulische Laufbahn sind Deutschkenntnisse bei Kindern mit Migrationshintergrund notwendig. Frühförderung sowie «familienergänzende Tagesstrukturen» haben grosse Bedeutung. Das Rote Kreuz bietet «Mitten unter uns». Ein Kind aus ärmeren Verhältnissen besucht einmal pro Woche eine «Gotte» oder ein «Götti», lernt damit Leben und Kultur in der entsprechenden Familie kennen und erhält praktische Unterstützung.

2. Erwerbsintegration

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist wichtig für Prävention und Bekämpfung von Armut. Eltern müssen Geld verdienen können, während ihre Kinder professionell betreut werden. In Liestal gibt es bereits familienergänzende Tagesstrukturen so wie auch Gemeindebeiträge bei kleineren Einkommen für die Kinderbetreuung. Eine Tagesschule wäre aber in vielen Situationen die beste Lösung.

3. Wohnversorgung

Bezahlbarer Wohnraum ist essentiell, damit Menschen nicht in Armut abrutschen. Wir wünschen, dass Liestal vielfältiges Wohnungsangebot fördert und dass ein grosser Teil des neu erstellten Wohnraums durch genossenschaftliche Investorinnen realisiert wird; ein Teil der Wohnungen soll unter dem Medianwert für Mietpreise liegen.

4. Gesellschaftliche Teilhabe und Alltagsbewältigung

Wir wünschen uns eine Plattform, welche die Unterstützungsangebote der Stadt und von Privaten in Liestal aufzeigt. Ein Begegnungszentrum kann allen Menschen Kontaktmöglichkeiten bieten und vor Vereinsamung schützen. Sozialberatung zur Prävention vor Sozialhilfe-Abhängigkeit ist enorm wichtig und könnte in ein Begegnungszentrum integriert werden. Zudem nimmt die Verschuldung in der Nordwestschweiz deutlich zu. Die von Gemeinden finanzierte Schuldenberatung hat ihren Sitz in Liestal.

5. Soziale Existenzsicherung

Liestal ist aufgerufen, genügend Sozialarbeiterinnen zu beschäftigen; Studien zeigen, dass durch die bessere Hilfe die Kosten gar sinken können. Nicht zu vergessen sind aber die Personen, deren Einkommen wegen des Schwelleneffektes unter demjenigen von Sozialhilfebeziehenden liegen. Sie brauchen dringend Unterstützung z.B. in Form von Ergänzungsleistungen, Prämienverbilligungen. Ziel der Armutsstrategie sollte sein, dass die verschiedenen Unterstützungsangebote besser ineinandergreifen und der Zugang vereinfacht wird. Aber genauso wichtig ist es, dass die Grundlagen des selbständigen Lebens wie Wohnraum, Bildungs- und Erwerbschancen für alle so gut sind, dass möglichst niemand in Armut leben muss.

Ein Beitrag von Dominique + Pascale Meschberger im Läbigs Lieschtel.

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed