Erste Pride-Demo im Baselbiet
Wir sind queer und wir sind hier- auch auf dem Land! Am Samstag, 29. Juni, wird Liestal bunt. Die LGBTQAI+ Community feiert sich mit einem Pride Walk durch «s Stedtli».
Unter dem Motto «Bunt von Land bis Stadt» zieht die Pride-Demo ab 13 Uhr vom Bahnhof Liestal in die Rathausstrasse, wo unter anderem Nationalrätin Anna Rosenwasser ein paar Worte an die Teilnehmenden richten wird.
Gemeinsam macht sich der Demo-Zug danach auf den Weg nach Basel, um sich dort gegen 16 Uhr am Theaterplatz am Pride Walk von «Basel tickt bunt» anzuschliessen. Gemeinsam setzen wir uns
für die Gleichstellung und gesellschaftliche Akzeptanz aller LGBTQIA+ Personen ein. Und wir feiern die Vielfalt unserer Community vom Land bis in die Stadt.
Aber wieso braucht es denn noch eine Pride? Wer sich das fragt, hört und sieht wohl einfach nicht hin! Überall wird Stimmung
gemacht gegen uns Queers: Noch viel zu oft kommt es zu Diskriminierungund Gewalt an queeren Personen und der gesellschaftliche Gegenwind nimmtwieder zu – insbesondere gegenüber trans Personen.
Politisch wird von rechts gehetzt, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, queere Lehrpersonen werden diskriminiert – so grade im «Fall Pfäffikon ZH» – und statt den Erfolg von Nemo zu feiern,
sind die Kommentarspalten gefüllt mit Hasskommentaren.
Und das sind nur drei Bespiele von vielen. Wem die einzelnen Beispielen nicht reichen, kann den aktuellen Hate Crime Bericht der LGTBIQ-Helpline lesen. Insgesamt 305 Vorfälle von LGBTIQ-feindlicher Gewalt und Diskriminierung wurden bei der nationalen Meldestelle 2023 gemeldet. Damit hat sich die Zahl, im Vergleich zum Vorjahr, mehr als verdoppelt. Für mich stellt sich hier ganz klar nicht etwa die Frage, wieso es eine Pride braucht, sondern wieso es im Baselbiet bisher noch keine gab.
Das kürzlich beschlossene neue Gleichstellungsgesetz in Basel-Stadt ist natürlich ein Lichtblick in der Schweiz, doch trotzdem gibt es noch viel zu tun. Unter anderem ist es endlich an der Zeit, dass die Schweiz die tatsächliche Geschlechtervielfalt offiziell anerkennt und den dritten Geschlechtseintrag einführt.
Aber richten wir den Fokus nach Baselland: Wo leistet das Land Arbeit für die Gleichstellung? Wo setzt sich der Kanton aktiv gegen Diskriminierung gegen die LGBTQAI+ Community ein? Welche Anlaufstellen gibt es in BL? Haben wir welche?
Die alarmierende Kündigung des schwulen Lehrers in Pfäffikon ZH war, für mich als Lokalpolitikerin, ein Anlass, mal einen Blick auf Liestal zu werfen. Wie werden Lehrpersonen in Liestal vor Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität geschützt? Mit welchen Massnahmen und finanziellen Mitteln sorgt die Stadt Liestal aktiv, für den Abbau von Diskriminierungen und Vorurteilen gegenüber LGBTQAI+ Personen? Innerhalb der Schulstrukturen sowie aber auch der weiteren Gesellschaft. Zwei von mehreren Fragen die ich in der eingereichten Interpellation «Sexualaufklärung und Schutz vor Diskriminierung» hoffentlich beantwortet bekomme.
Bis diese Fragen aber im Einwohner*innenrat behandelt werden können, rufe ich alle Menschen in Liestal und im ganzen Kanton, dazu auf sich aktiv für die Rechte und die Akzeptanz von LGBTQAI+ Personen einzusetzen und unsere Vielfältigkeit zu feiern.
Denn eins ist klar: Wir ticken bunt von Land bis Stadt! – aber «Wie bunt ticksch du?»
Beitrag "Läbigs Liestel" im Liestal Aktuell vom 6.6.2024
Autorin
Séverine Salathe
Einwohnerrätin