Am 15. August feierte Fritz Epple seinen 90. Geburtstag. Mir war es eine ganz besondere Ehre, dass ich ihm die Grüsse des Stadtrats überbringen durfte. Fritz hat in seinem politischen Leben alles erlebt, was man im Kanton Baselland politisch erleben kann. In den 60er Jahren war er einer der beiden SP Vertreter in der 21 köpfigen Gemeindekommission von Liestal. Er erlebte die Anfänge des Einwohnerrats und war der 2. Einwohnerratspräsident im Jahr 1972. Auf kantonaler Ebene war er Landrat von 1971 bis 1983 und Landratspräsident 1979/80. Parallel dazu machte er Karriere in der Kantonsverwaltung, wo er es vom Staatsweibel über den Protokollsekretär bis zum schweizweit beachteten Leiter der Schul- und Büroverwaltung gebracht hat. Ihm ist unter vielem anderem auch die Entstehung der neuen Kantonsgeschichte zu verdanken.
Fritz war aber von Natur aus nie einfach «nur» Politiker oder gar Karrierist. Er ist bis heute einfach ein sehr wacher Zeitgenosse mit einem ausgesprochenen Kommunikationstalent, der mit allen Leuten ins Gespräch kommt und das Herz am rechten Fleck hat. Dies kam ihm auch bei den olympischen Spielen 1972 in München zugute. Der passionierte Leichtathlet berichtete als Sonderberichtserstatter der BZ kompetent vor Ort über das Sportgeschehen. Noch eindrücklicher aber sind seine nachdenklichen und betroffenen Kommentare, nachdem das blutige Attentat dem fröhlichen Sportfest ein jähes Ende bereitete. Hier sprach der wache Zeitgenosse, Fritz Epple, der mehr als nur sportliche Spitzenleistungen kommentieren konnte. Diese Zeilen sind es wert, wieder gelesen zu werden. Nach seinem Rücktritt aus dem Landrat widmete er sich mit ungebrochener Energie und Begeisterung seinem Amt als Liestaler Stadtrat und Vorsteher des Departements Betriebe. Er brachte die Wasserversorgung auf Vordermann, realisierte den Bau des Werkhofs und des Pumpwerks «Alte Brunnen». Das waren Weichenstellungen, auf denen wir heute noch immer aufbauen. Als derzeitige Vorsteherin des Departements Betriebe bin ich gerne in die Fusstapfen von Fritz Epple getreten. Er gehört zu meinen wichtigsten politischen Vorbildern. Er war es, der mich 1989, als noch ziemlich unsichere junge Frau, mit grosser Herzlichkeit in der SP Liestal willkommen hiess. Jedes Treffen
mit Fritz war eine grosse Bereicherung, von ihm habe ich sehr viel über Liestal und den Kanton Baselland und über die Politik überhaupt gelernt. So war es auch bei meinem Besuch zu seinem 90. Geburtstag: wir fingen sofort an lebhaft zu politisieren, die Zeit verflog uns im Nu und beim Abschied habe ich wiederum viele neue und interessante Anregungen für meine Arbeit im Stadtrat mitgenommen. Herzlichen Dank Fritz, ich werde mir Mühe geben!
SP Stadträtin Regula Nebiker, Vorsteherin Departement Betriebe